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Windemere - Ruthwell

8. Tag : Mo. 23.7.
Distanz : 113,94 km
Gesamt : 878 km
Schnitt : 19,52 km/h
MaxiSpeed : 70,7 km/h
Fahrzeit : 1030 - 1830
Wetter : Sonne, heiß, aber anscheinend akklimatisiert
Strecke : A592 - A5091 - A66 - unclass (Mungrisdale - Hesket Newmarket - Caldbeck ) - B5299 - A7 - A74 - B754 (parallel A75) - Ruthwell

Morgens wird wieder geduscht, denn wer weiß, wann wir die nächste Gelegenheit dazu haben.

Jetzt geht es Up and Away, der Kirkstone Paß hat über 450 m und die sind fast von Meereshöhe aus zu erklimmen. Mit über 16 % über längere Strecken sollte man sich diesen Paß nicht gerade abends gönnen, aber ausgeruht ist es gut schaffbar. Oben angekommen werden die verschwitzten T-Shirts ausgezogen und winddichte Jacken angezogen. Denn nun kommt die Abfahrt. Mit mehrfach 20 % geht es zum Ullswater runter. In den Kurven kann man allein durch pures Rollenlassen die Autos gnadenlos versägen. Ein Fahrrad hat nunmal eine erstklassige Kurvenlage. Eine Notbremsung wegen des runtergefallenen Zeltes bringt aber mit 40 m Bremsweg 60° heiße Felgen ein. Obwohl die Sachen mit 4 Expandern gesichert sind passiert so etwas!

Nach einem Fußbad im Ullswater führt unsere Strecke stracks gen Norden. Doch Schottland muß noch einmal kurz warten, es gibt schon reife Himbeeren am Wegesrand, und die kann ein Schultz nicht verkommen lassen!

Nach einem kurzen Zwischenspiel auf der A66 flüchten wir auf die unklassifizierte Straße Richtung Caldbeck.

Die Landschaft ist schön. Einsam und hügelig, einfach zum Radfahren geeignet. Vor Mungrisdale sehen wir Drachenflieger und Paraglider. Die Schafe laufen frei herum, können aber wegen der Cattle Grid's nicht davonlaufen. Diese Viehsperren sollte man nicht zu langsam überfahren. Weil sie auch zum Einsperren von Kühen gedacht sind, haben die Eisenstangen quer zur Fahrtrichtung zumeist einen relativ großen Abstand. Das erste Mal erschreckten uns diese Muntermacher im Ure-Tal. In Schottland gehören sie zum alltäglichen Straßenbild, insofern man sich nicht gerade auf Hauptstraßen bewegt. Das Kettengeräusch der Fahrräder stört irgendwie die Schafe, denn vor uns flüchten sie, Autos lassen sie in 1m Abstand seelenruhig passieren.

Diverse Steigungen mit bis über 16 %, besonders hinter Caldbeck, bringen uns in der Nachmittagshitze zum Fluchen, aber die darauffolgende Abfahrt vor der B5305 mit 70,7 km/h bei vollem Gepäck ist geil. Im Schwung rasen wir nach Carlisle und gönnen uns 2 lt. Eis direkt vorm Supermarkt.

Unser Nahrungsmittelsortiment ist zur Zeit Honig, Marmelade und Vollkorntoastbrot sowie Milch in rauhen Mengen. 1 kg Brot und 1/2 Glas Honig /Tag und Person sind keine Seltenheit

Die 2 lt. Milchkanister werden von uns mit Begeisterung geleert. Das erste Mal hatten wir diese praktischen Milchkontainer in Grantham gesehen. Leider sind das keine Pfandbehälter. Mit dem natürlichen Fettgehalt von 4 % und unhomogenisiert schmeckt die Milch wie frisch von der Kuh. Wenn die Milch jedoch einen halben Tag lang mitfährt buttert sie, was dem Genuß jedoch keinen Abtrag macht.

Über die autobahnmäßige A74 nähern wir uns auf dem Standstreifen Schottland. Auch hier ist ein starker Verkehr, aber der Standstreifen ist breit und die Autofahrer sind sozial. So können wir die Landschaft bewundern und müssen uns nicht über die Autofahrer ärgern.

Das obere Ende des Solway Firth ist ein richtiges Wattengebiet.

Kurz vor Gretna, der Heiratshochburg überfahren wir die Grenze. Die Schmiede in Gretna Green besichtigen wir jedoch nicht.

Endlich sind wir im Zielgebiet: Schottland.

Über Annan geht es bis Ruthwell. Bei einem jungen Farmerehepaar erleben wir auf der gemähten Wiese unsere erste echt schottische Abenddämmerung. Im Hintergrund den Criffel mit 560 m. Wenn nicht die Berge wären, könnte man meinen in Dithmarschen zu sein, denn auch hier gibt es, wenn auch kleinere, Watten.

Auch muß betont werden, so wenig Autos wie hier haben wir in Deutschland selten auf den Straßen. Hier ist es Regelzustand und dabei gibt es bedeutend weniger Straßen. Hat das Sprichwort ,,Wer Straßen sät wird Verkehr ernten`` etwa hiermit seine Korrektheit bewiesen. So richtig Verkehr hatten wir nur auf der Einfahrt nach London, seitdem nicht mehr. Nur an den Wochenenden häuft es sich ein bißchen, aber es bleibt immer noch zivil.


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Olaf Schultz 2000-08-10