Statische Untersuchungen an Wechselstrom

Einige Meinungen besagen, daß die Frequenz des Stromes eine Auswirkung auf die Lampenlebensdauer habe. Um hierüber Aussagen treffen zu können werden Messungen bei unterschiedlichen Frequenzen vorgenommen.

Die rechnerische Bestimmung der Zeitkonstante bzw. thermischen Trägheit des Glühfadens, welcher durch den Wechselstrom einer schwellenden thermischen Belastung unterworfen wird, ist schwierig zu bestimmen. Problematisch ist vor allem der komplexe Mechanismus des Wärme(ab)transportes durch das Gasgemisch in Wendelnähe.

Theoretisch nimmt der Temperaturverlauf, entsprechend dem Verlauf der elektrischen Leistung, eine $\sin^2(t)$-Form an. Bei genügend hohen Frequenzen kann der Faden nicht mehr auskühlen und wird von der nachfolgenden Halbwelle wieder aufgeheizt. Praktisch zeigen Messungen an einer HS3 mit einem Phototransistor (TIL81), daß der Faden ab ca. 6Hz dem Verlauf der elektrischen Leistung nicht mehr folgt, der $\sin^2(t)$ wird zur Aneinanderreihung von $\sin^2(t)$-Halbwellen. Ab ca. 50Hz kann der Faden nur noch zu ca. 12% und bei ca. 400Hz gerade noch meßbar dem elektrischen Leistungsverlauf folgen. Einen ersten, ungefähren Überblick gibt das Bild 3.20. Die Achsenskalierung, besonders die der Zeitachse, sind willkürlich, es dient nur zum groben Überblick.3.26 Irgendwann werden Meßwerte nachgeliefert.

Bild 3.20: Skizze der Abhängigkeit des Lichtstromverlaufes bei Wechselspannung
\begin{figure}\centering
\includegraphics[width=8cm]{Meszwerte/Birnen/VersuchT_von_f}
\end{figure}

Testweise wird eine HS3 bei Wechselspannung betrieben. Frequenz und Effektivwert werden variiert. Der Lichtstrom wird mit einem im IR empfindlichen Phototransistor (TIL81) aufgefangen. Der TLI81 hängt an einer Gleichspannungsquelle und einem Oszilloskop. Bild 3.20 gibt den Kurvenverlauf hinreichend genau wieder.

Die Wechselströme werden an einem selbstgebauten Funktionsgenerator (XR2206) mit einem nachgeschalteten Leistungsverstärker (TDA7294) erzeugt. Der AD-Wandler ist für diese Messungen zu träge. Eine einfache Vollweggleichrichtung ist zu ungenau und ermöglicht keine Potentialtrennung (die RTX ist nicht differentiell). Eine potentialgetrennte Gleichrichtung hier zu aufwendig. Folglich werden die Meßpunkte mit den normalen Meßgeräten erfaßt.

Die Testlampen weisen je nach Frequenz unterschiedliche Leistungsaufnahmen auf (vgl. Tabelle 3.12).


Tabelle 3.12: Stromaufnahme [A] zu Versuchsbeginn bei Wechselspannungsmessung
Testlampe $f$ 6V 7,5V Schwärzung
  [Hz] $=$ $\approx$ $=$ $\approx$  
17 50 0,411 0,416 0,461 0,467 s2
18 50 0,413 0,419 0,461 0,469 s1
24 100 0,41 0,417 0,457 0,465 s1
25 100 0,415 0,425 0,464 0,475 s2
26 200 0,413 0,421 0,462 0,469 s2
27 200 0,41 0,419 0,459 0,467 s3
15 400 0,414 - 0,463 0,471 s4
16 400 0,412 - 0,460 0,467 s4
28 400 0,413 0,421 0,462 0,469 -
29 400 0,4 0,407 0,448 0,455 s1

Die Meßgeräte sind in in dem Frequenzbereich hinreichend genau (vgl. Seite [*] ff.). Damit alleine kann also die Abweichung nicht erklärt werden. Der Shunt (1 Manganin, Isabellenhütte) dürfte eine zu vernachlässigende Induktivität haben. Vorerst wird die Abweichung, da kleiner als 2%, nicht weiter berücksichtigt. Die Testlampen 28 und 29 sind nach 1,4 bzw. 19,4h durch eine Fehlbedienung verstorben.

Bild 3.21: Vergleich der Wechselspannungsmessungen
\begin{figure}\centering
\includegraphics[width=10cm]{Meszwerte/Birnen/Ruhetest/Vergleich_AC}
\end{figure}

Allen bei Wechselspannnung betriebenen Lampen ist eine stärkere Schwarzfärbung als der bei Gleichstrom gemeinsam. Auch bei dem Betrieb an Wechselspannung kommen Wicklungsverschweißer vor.

Der einzig auffällige Unterschied zu den Gleichspannungsmessungen ist die stärkere Schwärzung des Glaskolbens.

Olaf Schultz, Hamburg-Harburg
2010-10-02