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Crianlarich - Skye

11.Tag : Do. 26.7.
Distanz : 161,46 km
Gesamt : 1307 km
Schnitt : 21,3 km/h
MaxiSpeed : 59,3 km/h
Fahrzeit :
Wetter : heiter, wenn Sonne durchkam heiß
Strecke : A82 - Fort William - A830 - Mallaig - Skye - A851 - vor Kilmore

Morgens werden wir von Bauarbeiten aufgeweckt. Die Arbeiter reißen ein Grabmal ab, daß von einem Baumstamm auseinandergetrieben wurde und nun umzustürzen droht.

Wir frühstücken und packen bei dunstigem Wetter unter Schafgeblöke unsere Sachen zusammen.

Ab Clifton kommt die Sonne raus und es wird warm auf der A82. Auf dem West Highland Way nebenan, dem Wanderweg Glasgow - Fort William sind viele auf Schusters Rappen zu sehen. Da schleppe ich das Gepäck lieber auf dem Drahtesel durch die Landschaft. Auf dem Rücken wären 30 kg nicht auszuhalten.

Das Water of Tulla überqueren wir auf einer ,,malerischenSStahlbetonbogenbrücke. Als ob es nicht hübschere Brücken gäbe.

Am Loch Bà fahren wir an einen Camping-Bus mit Hamburger Kennzeichen vorbei. Auf mein Hummel - Hummel reagiert das ausgestiegene Ehepaar jedoch nicht. Beim Hanse - Marathon hat man immer sofort ein Echo. Schade.

Vor dem Beinn-a' Chrùlaiste begegnet uns eine Mountigruppe, alle mit Helm, wenig Gepäck und Affenspeed. Bei dem, was die Höhenmetermäßig noch vor sich haben, schätzen wir die als wahnsinnig ein.

Links ist am Berghang tatsächlich ein Skilift auszumachen. Ein bißchen Schnee liegt auch noch oben, die Berge hier sind auch immerhin 920m hoch.

Kurz danach fängt uns die Zivilisation in Form eines Düsenjägers ein, nach fast 2 Wochen Reise das erste merkbare Flugzeug. Der saust durchs Tal, als ob er keine Kinder zu versorgen hätte, Selbstmörder. Fast genauso wie die Londoner Radkuriere.

Ab Ballachulish sind fast sämtliche B&B's ausgebucht. Man merkt, daß man zur Hauptreisezeit im Hauptferiengebiet in Schottland ist. Fort William ist voll von Touristen.

Nach einem obligatorischen Einkauf, wie immer: Milch, Käse, Kekse und Vollkorntoastbrot, die vollwertigste Brotqualität, die man in Great Britain bekommen kann, flüchten wir vor der Hektik. Während Ulf im Laden ist, ist draußen ein Qutisch-Bumm-Klirr-Effekt zu bewundern. Zwei Auto´s sind sich nähergekommen als den Fahrern lieb war. Der einzige Bumm´s, den wir auf dieser Reise beobachten konnten. Und keinen Beinaheunfall!

Statt den direkten Weg nach Inverness über Loch Ness zu nehmen geht es am Loch Eil gen Westen.

Hinter Glenfinnan überholen wir ein Mountipaar mit kleiner Panne. Sie brauchen unsere Hilfe nicht. Später, an der Fähre nach Skye, soll sich herausstellen, daß die beiden aus Ulm kommen. Sie sind mit ihren Rädern nach Glasgow geflogen und wollen von dort aus in 2 Wochen ,,rund Schottland`` fahren.

Da ab Fort William wieder die obligatorische Mittagshitze zuschlägt und in Glennfinnan eine fiese Steigung bei null Kühlung zu erklimmen ist muß ersteinmal im Loch Eilt gebadet werden. Erfrischend kühl!

Ab Lochaillort beginnt dann die Tortur schlechthin: Achterbahnfahren! In engen Kurven fahren wir auf der meist einspurigen Straße nach Mallaig. Die ständigen Höhenunterschiede tun neben der Aussicht auf die Eisenbahnlinie, die schön eben dahinführt, ihr übriges um den Geist zu foltern. Und wenn man dann mal ordentlich Schwung hat, so muß man entweder eine enge Kurve nehmen oder in einer Ausweichbucht einen Entgegenkommer passieren lassen. Da wir noch die letzten Fähre nach Skye bekommen wollen, wird diese Route selbstverständlich teilweise mit äußerster Anstrengung genommen.

In Mallaig kommen wir nur 1/2 Stunde vor Abfahrt an. Allerdings hat die Fähre dann noch soviel Verspätung, daß wir uns erst nach 2 Stunden auf dem Wasser befinden!

Auf der Fähre stehen 6 Fahrräder: Die beiden Ulmer, ein Päarchen aus Stuttgart und wir. Die Stuttgarter sind mit der Bahn bis Glasgow gefahren.

Die vielen Motorräder, meistens mit süddeutschem oder schweizer Kennzeichen sind auch erwähnenswert. Die haben die Berge doch gleich vor der Haustür. Aber sie sind wohl auch vor den Festlandautofahrern geflüchtet. Kann ich verstehen. Aber die Wahl zwischen den Festlandsautofahrern oder schottischen Mitches (die kleinen Mücken) fällt mir schwer.

Endlich auf Skye angekommen fragen wir in Kilbeg, wo man hier campen könnte. Man gibt uns den Rat ca. 5 km in Richtung Tarskavaig nach Westen ins Inselinnere zu fahren, dort seien relativ wenig Mücken. Wir befolgen diesen Rat und machen uns auf die Socken. Je weiter wir ins Inselinnere kommen, desto mehr Mücken. Wir bauen schließlich unser Zelt auf, schmeißen die Sachen rein und stürzen hinterher. Zu spät, die Quälgeister sind schon drin, und das zu Tausenden. Das ist uns zuviel, wir überbieten wegen der Mückenschwärme (die Luft ist davon grau) jeden Rekord in Zelt Auf- und Abbau und flüchten Richtung See.

Dort ist weniger, aber immer noch genug los. Wir bauen unser Zelt neben dem der Stuttgarter auf. Das indische Baumwolltuch leistet gute Dienste, indem es über den Kopf gestülpt und in den Halsausschnitt gesteckt wird. Wir flüchten auch hier schnell ins Zelt, bleiben aber gegenüber dem vorherigen Standort relativ unbehelligt.

Ab jetzt müssen wir das Ende der Tagestouren nach dem Auftauchen der Mücken richten und nicht mehr nach der Helligkeit. Diese Quälgeister tauchen erst zu einem bestimmten Zeitpunkt auf, dann aber heftig.


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Olaf Schultz 2000-08-10